Ort: Carrara, Italien / Surat, Indien – 22. Juli 2025
Die globale Steinindustrie, die seit langem für ihre Schönheit und Haltbarkeit verehrt wird, aber zunehmend wegen ihrer Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen kritisch beäugt wird, erlebt den stillen Aufstieg einer potenziell transformativen Innovation:Nicht-Silikat-bemalter Stein (NSPS)Dieses künstlich hergestellte Material, das sich rasant von einem Nischenprodukt zu einem marktfähigen Produkt entwickelt, verspricht den ästhetischen Reiz von Naturstein und hochwertigen Quarzoberflächen ohne die tödliche Gefahr von lungengängigem kristallinem Siliziumdioxidstaub.
Die Siliziumkrise: Eine Industrie unter Druck
Der Anstoß für NSPS (Neutrale Schutzausrüstung für die Steinbearbeitung) liegt in einer wachsenden globalen Gesundheitskrise. Die traditionelle Steinbearbeitung – Schneiden, Schleifen und Polieren von Naturstein wie Granit oder Quarzkomposit (das über 90 % Siliziumdioxid enthält) – erzeugt große Mengen an lungengängigem kristallinem Siliziumdioxidstaub (RCS). Das Einatmen von RCS ist nachweislich eine Ursache für Silikose, eine unheilbare und oft tödliche Lungenerkrankung, sowie für Lungenkrebs, COPD und Nierenerkrankungen. Aufsichtsbehörden wie die OSHA in den USA und vergleichbare Institutionen weltweit haben die Expositionsgrenzwerte drastisch verschärft, was zu kostspieligen Maßnahmen zur Einhaltung der Vorschriften, Rechtsstreitigkeiten, Fachkräftemangel und einem Imageschaden für die Branche geführt hat.
„Die Kosten für die Einhaltung der Vorschriften sind explodiert“, räumt Marco Bianchi ein, ein Steinmetz in dritter Generation aus Italien. „Staubkontrollsysteme, Schutzausrüstung, Luftüberwachung und arbeitsmedizinische Überwachung sind unerlässlich, aber sie schmälern die Gewinnmargen und verlangsamen die Produktion. Fachkräfte zu finden, die bereit sind, dieses Risiko einzugehen, ist schwieriger denn je.“
Einführung in siliziumfreie, lackierte Steine: Die Kerninnovation
NSPS bekämpft das Silikaproblem an der Wurzel. Die genauen Zusammensetzungen variieren zwar je nach Hersteller, das Kernprinzip umfasst jedoch Folgendes:
Silikafreie Basis:Als Basismaterial dient ein Werkstoff mit von Natur aus geringem oder gar keinem Gehalt an kristallinem Siliziumdioxid. Dies können sorgfältig ausgewählte Natursteine mit natürlich niedrigem Siliziumdioxidgehalt (z. B. bestimmte Marmor-, Schiefer- und Kalksteinsorten), recycelte Glasaggregate, die zur Entfernung von feinem Siliziumdioxidstaub aufbereitet wurden, oder neuartige Mineralverbundstoffe sein.
Hochleistungs-Polymerlacke/-beschichtungen:Das Aufbringen von hochentwickelten, extrem haltbaren Polymerfarben oder Harzsystemen direkt auf die vorbereitete Untergrundplatte. Diese Beschichtungen sind:
Nicht-Silikat-Bindemittel:Sie verwenden keine silikatbasierten Harze, wie sie in herkömmlichem Quarz üblich sind.
Ästhetik mit hoher Wiedergabetreue:Entwickelt, um die Tiefe, Maserung, Farbvariationen und den Glanz von Naturstein (Marmor, Granit, Onyx) oder beliebten Quarzmustern mit erstaunlichem Realismus nachzubilden.
Außergewöhnliche Leistung:Speziell entwickelt für Kratzfestigkeit, Fleckenbeständigkeit (oftmals besser als die von Naturstein), UV-Beständigkeit (für den Außenbereich) und Hitzebeständigkeit, geeignet für Arbeitsplatten.
Nahtloser Schutz:Es wird eine porenfreie, monolithische Oberfläche geschaffen, die das Basismaterial umschließt und so eine mögliche Staubfreisetzung während der Herstellung oder Verwendung verhindert.
Wo sich bemalter Stein ohne Siliziumdioxid durchsetzt
NSPS ist nicht nur eine sicherere Alternative; es findet vielfältige und lukrative Anwendungsbereiche und nutzt dabei sowohl sein Sicherheitsprofil als auch seine vielseitigen Konstruktionsmöglichkeiten optimal aus:
Küchen- und Badezimmerarbeitsplatten (Der Hauptfaktor):Dies ist der größte Markt. Hausbesitzer, Designer und Verarbeiter entscheiden sich zunehmend für NSPS aufgrund der großen Auswahl an Designs (Marmor, Granit, Terrazzo, Betonoptik, kräftige Farben) in Kombination mit den überzeugenden Sicherheitsmerkmalen. Verarbeiter profitieren von einer deutlich reduzierten Staubbelastung beim Schneiden und Polieren.
Gewerbliche Inneneinrichtungen (Gastgewerbe, Einzelhandel, Büros):Hotels, Restaurants und exklusive Geschäfte legen Wert auf einzigartige Ästhetik und Langlebigkeit. NSPS bietet maßgeschneiderte Designs (großformatige Maserung, Markenfarben) ohne das Risiko einer Silikabelastung bei der Installation oder späteren Änderungen. Die Fleckenbeständigkeit ist ein großer Vorteil in stark frequentierten Bereichen.
Architektonische Verkleidungen & Fassaden:Für Außenanwendungen werden hochentwickelte, UV-stabile NSPS-Formulierungen eingesetzt. Die Möglichkeit, auf großen Flächen eine gleichmäßige Farbe und ein einheitliches Muster zu erzielen, kombiniert mit einem potenziell geringeren Gewicht (abhängig vom Trägermaterial) und reduziertem Verarbeitungsrisiko, ist attraktiv.
Möbel & Spezialoberflächen:Schreibtische, Tischplatten, Empfangstheken und individuell gefertigte Möbelstücke profitieren von der Designflexibilität und Langlebigkeit von NSPS. Der Sicherheitsaspekt ist für Werkstätten, die diese Artikel herstellen, von entscheidender Bedeutung.
Gesundheitswesen & Bildung:In staub- und hygieneempfindlichen Umgebungen ist die Technologie von Natur aus geeignet. Die porenfreie Oberfläche von NSPS hemmt das Bakterienwachstum, und die Vermeidung von Quarzstaub entspricht den Prioritäten der Einrichtung im Bereich Gesundheit und Sicherheit.
Renovierung & Modernisierung:NSPS-Platten können oft dünner als Natursteinplatten gefertigt werden, wodurch sie sich ideal zum Überziehen bestehender Arbeitsplatten oder Oberflächen eignen und somit Abbruchabfälle und Arbeitsaufwand reduzieren.
Marktreaktion und Herausforderungen
Early Adopters wieTerraStone-Innovationen(USA) undAuraSurface Technologies(EU/Asien) berichten von stark steigender Nachfrage. „Wir verkaufen nicht nur eine Oberfläche, sondern auch ein Gefühl der Sicherheit“, sagt Sarah Chen, CEO von TerraStone. „Architekten schätzen die gestalterische Freiheit, Verarbeiter verwenden TerraStone, weil es sicherer und oft einfacher zu verarbeiten ist als herkömmlicher Quarz, und Endverbraucher lieben die Schönheit und die Geschichte dahinter.“
Der Markt reagiert positiv:
Herstellerübernahme:Werkstätten, die unter den Kosten für die Einhaltung der Siliziumdioxid-Vorschriften leiden, sehen NSPS als eine Möglichkeit, den regulatorischen Aufwand zu reduzieren, Arbeitskräfte zu gewinnen und ein hochwertiges, differenziertes Produkt anzubieten.
Designer-Begeisterung:Das nahezu unbegrenzte Gestaltungspotenzial, das die Nachahmung seltener oder teurer Natursteine oder die Kreation völlig neuer Looks ermöglicht, ist ein großer Anreiz.
Verbraucherbewusstsein:Gesundheitsbewusste Verbraucher, insbesondere in wohlhabenden Märkten, suchen aktiv nach „kieselsäurefreien“ Alternativen, angetrieben durch die Medienberichterstattung über Silikose.
Regulatorischer Rückenwind:Strengere globale Vorschriften für Siliziumdioxid wirken als starker Katalysator für deren Einführung.
Es bestehen jedoch weiterhin Herausforderungen:
Kosten:Aktuell liegt der Preis für NSPS aufgrund von Forschungs- und Entwicklungskosten sowie spezialisierter Fertigung oft 15–25 % über dem von Standardquarz. Skaleneffekte dürften diese Preisdifferenz verringern.
Beweis für Langlebigkeit:Beschleunigte Testverfahren sind zwar vielversprechend, doch muss die Langlebigkeit dieser neuen Beschichtungen über Jahrzehnte hinweg nachgewiesen werden, um mit der bewährten Beständigkeit von Granit oder hochwertigem Quarz mithalten zu können.
Reparierbarkeit:Tiefe Kratzer oder Absplitterungen lassen sich unter Umständen schwieriger nahtlos reparieren als bei homogenen Materialien wie Quarz oder Mineralwerkstoffen.
Bedenken hinsichtlich Greenwashing:Die Branche muss verlässliche und nachvollziehbare Angaben zum „Nicht-Silikat“-Anteil gewährleisten und die Umweltauswirkungen der verwendeten Basismaterialien und Polymere transparent kommunizieren.
Marktaufklärung:Die Überwindung von Trägheit und die Aufklärung der gesamten Lieferkette (Steinbrüche, Vertriebshändler, Verarbeiter, Einzelhändler, Verbraucher) ist eine kontinuierliche Aufgabe.
Die Zukunft: Quarz ohne das Dilemma?
Nicht-silikatfarbener lackierter Stein (NSPS) stellt einen bedeutenden Wendepunkt für die Steinindustrie dar. Er begegnet dem größten Gesundheitsrisiko direkt und erweitert gleichzeitig die kreativen Möglichkeiten. Mit zunehmender Produktionsmenge, sinkenden Kosten und nachgewiesener Langzeitleistung hat NSPS das Potenzial, einen erheblichen Anteil am Markt für hochwertige Arbeitsplatten und Oberflächen zu erobern, insbesondere in Regionen mit strengen Vorschriften und hohem Gesundheitsbewusstsein.
„Das ist nicht einfach nur ein neues Produkt, sondern eine notwendige Weiterentwicklung“, resümiert Arjun Patel, Materialwissenschaftler und Branchenberater. „Silikatfreier, lackierter Stein bietet einen zukunftsfähigen Weg – er vereint die vom Markt geforderte Schönheit und Funktionalität, ohne die Gesundheit der Arbeiter zu gefährden. Er zwingt die gesamte Branche zu Innovationen hin zu sichereren und nachhaltigeren Verfahren. Der Stein der Zukunft könnte lackiert sein – und zwar ganz ohne Siliziumdioxid.“
Die Revolution mag still und leise in Laboren und Fabriken stattfinden, aber ihre Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir bauen, entwerfen und mit Steinoberflächen arbeiten, werden voraussichtlich weltweit lautstark zu spüren sein.
Veröffentlichungszeit: 22. Juli 2025